Thema des Monats26. März 20250 comments

04 / 2025 «Gehen oder bleiben?»

Gleich in welch’ gearteten Zirkel, gleich mit wem, gleich in welchem gesellschaftlichen Kreis man sich trifft: es kommt unweigerlich zu dem Thema, ob man [als Unternehmer, als Unternehmen, als Familie] weiter in Deutschland bleiben, oder aber Deutschland den Rücken kehren will.

Die Gründe für die Fragestellung: “Gehen oder Bleiben?” sind vielfältig und sehr individuell. Fokussiert man sich auf den “Mittelständischen Unternehmer”, so sollten als mögliche Kriterien im Vergleich von Deutschland zu dem jeweiligen Zielland für ein “Für” oder “Gegen” herangezogen werden:

– die geltenden Steuern und Abgaben

– die Arbeits- und Energiekosten

– die herrschende Bürokratie

– die Behandlung von arbeitenden Bürgern und den ausschließlich auf Unterstützung zählenden Bürger

– die individuelle “Leidensfähigkeit” des Bürgers

Kurz: man vergleicht die (künftige) Unsicherheit und Ungewissheit mit der (derzeitigen) Sicherheit und Gewissheit, man vergleicht die derzeit herrschende Gegenwart [was habe ich jetzt?] mit der möglichen Zukunft [was bekomme ich später?].

Diejenigen, die bleiben wollen, vergleichen das angestrebte Auswanderungs- bzw. Zielland mit Deutschland und kommen oft zu folgenden Argumenten:

– wir verfügen in Deutschland über gut ausgebildete, hochqualifizierte Arbeitskräfte

– ein wohl austariertes, stabiles Rechtssystem schützt das Individuum und vermittelt Sicherheit

– für Deutschland besteht noch ein Fünkchen Hoffnung, daß es sich doch noch zum Besseren wendet

– in Deutschland geht es uns im Vergleich zu anderen Ländern recht gut mit einer stabilen Wirtschaft und einer soliden Infrastruktur – im Ausland ist es tendenziell nicht bedeutend besser (Ausnahmen bestätigen die Regel)

Diejenigen, die gehen wollen, haben das Vertrauen in die deutsche Regierung nach und nach verloren und sehen für Deutschland keine Anzeichen, daß sich die grundlegenden Ideen, politische Gedanken und wirtschaftliche Ansatzpunkte verbessern. Sie sind fest entschlossen, Deutschland “mit Sack und Pack” den Rücken zuzukehren und haben die ersten Schritte – und wenn auch nur im Geiste – diesbezüglich bereits schon unternommen:

– aufgrund der hohen Bürokratieaufwendungen und der anfallenden Kosten für (überflüssige) Regulierungen nähern wir uns schrittweise einer Planwirtschaft

– die Energiepreise sind kontinuierlich (ins Uferlose) gestiegen und hohe Mietkosten treiben die Standortkosten für die notwendige Produktion

– die Steuerbelastung von Unternehmen und auch Privatpersonen in Deutschland zählt zu den höchsten weltweit

– last but not least: Neues Spiel, neues Glück

Wägt man neutral die Argumente für oder gegen das Auswandern ab, so stellt man fest, daß in beiden Lägern sowohl neutral-objektive, als auch individuelle-subjektive Gründe für das Für oder Wider herangezogen werden. Das Problematische bei den individuell-gefärbten Argumenten kann in einem gefährlichen “wishful thinking” liegen: “Das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist immer grüner” – hier werden optimistische Erwartungshaltung und harte Realität in gefährlicher Art und Weise miteinander vermengt. Das ist keine gute Grundlage für eine solch weitreichende Entscheidung.

Als ein mögliches Auswanderungsland kommen Staaten in Europa (so u.a. die Schweiz oder auch Portugal), die USA, Canada oder auch Australien in Frage, je nachdem, wie mutig man ist bzw. welche Kriterien man an das Zielland anlegt: wie ist die politische Konstellation, welches sind die steuerlichen Bedingungen, wie sieht die kulturelle wie die sprachliche Situation aus, wird sich ein totaler Neubeginn lohnen, wird sich ein höheres Maß an Zufriedenheit einstellen?

Natürlich müssen die Alternativen und die daraus resultierenden Konsequenzen wohl bedacht und abgewogen sein. Auf jeden Fall müssen relevante Punkte, wie

+ die jeweilige Branche

+ die gewonnene Berufserfahrung und die vorhandenen Kontakte

+ die Dauer der Anlaufzeit für den Fall einer Neugründung

+ die sozialen Konsequenzen

unter beruflichen und auch privaten Gesichtspunkten berücksichtigt werden und in die endgültige Entscheidung mit einfließen.

Eine definitive Antwort auf die Frage “gehen oder bleiben” ist komplex, letztlich subjektiv und von den herrschenden und künfigen Umständen und Einflüssen abhängig. Es ist eine Frage, die jeder nur für sich selbst beantworten kann und die noch schwieriger zu beantworten ist, je mehr Personen von den Konsequenzen dieser Entscheidung direkt oder indirekt beeinflusst werden.

THINK !

April 2025

Rainer V. Zimmek
Senior Partner

TMC Trust Management Consultants