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10/2016 -Semantik als Waffe II : Gesetzes-Sünder vs. Gesetzes-Nachbesserung
Richtet sich ein Verkehrsteilnehmer nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung ist er ein Temposünder, hält sich ein Unternehmer nicht an den angedachten Betrag der zu zahlenden Steuern, ist er ein Steuersünder. Jeder Bürger, der sich nicht systemkonform verhält, wird als „Sünder“ abgestempelt und wird von der gesamten Bandbreite der gesetzlichen Härte belegt.
Verfehlt hingegen der Staat sein Ziel und definiert ein Gesetz ungenau, handwerklich unsachgemäß, erlaubt durch eine „schlampige Arbeit“ Schlupflöcher, dann wird zunächst überprüft, eine Arbeitsgruppe gegründet und der Sachverhalt ein weiteres Mal analysiert. Natürlich werden die hier handelnden Personen nicht als „Sünder“ bezeichnet, vielmehr wird von einer „Nachbesserung“ gesprochen. Dies nach dem Motto: das Gesetz war nicht gut, jetzt muss es verbessert, sprich verändert werden.
Also alles halb so schlimm, der Staat macht einen neuen gesetzmäßigen Anlauf in der Hoffnung, daß es dann besser wird.
Ja ja, beim Staat wird bei einer Verfehlung Nachsicht geübt. Und beim Bürger?
Oktober 2016
09/2016 – Semantik als Waffe I : Temposünder – Steuersünder
Eigentlich hören sich beide obigen Begriffe ähnlich an: Der Bürger hat sich versündigt, indem er gegen bestehende Regeln und Gesetze verstoßen hat. Doch gibt es trotz der semantischen Ähnlichkeit gravierende Unterschiede bei den Vorgängen „Temposünder“ und „Steuersünder“:
Bei dem Tempovergehen ist die Regel einfach und gilt für alle Verkehrsteilnehmer: In der Stadt gelten 50 km/h, auf der Landstraße max. 100 km/h und auf der Autobahn die vorgegebene Geschwindigkeit. Diese Regeln gelten für alle Verkehrsteilnehmer – ohne Ausnahme.
Anders bei der Steuergesetzgebung: Typischerweise gibt es ein Gesetz, das „im Prinzip“ für alle gilt. Doch gilt bei der Steuergesetzgebung die „Ausnahme von der Ausnahme“ und die Reihe an Ausnahmen, an Sonderbestimmungen und –regeln ist so groß, daß man nur eine ungefähre Ahnung von dem jeweils geltenden Gesetz hat. Bei der Geschwindigkeit ist es einfach und eindeutig: Man darf 50km/h fahren und nicht 51 km/h oder 60 km/h – bei den Steuergesetzen gelten andere Regeln: Ganze Heerscharen von Steuerberatern beschäftigen sich mit den Gesetzen, um Ausnahmen und Schlupflöcher zu finden, die der Gesetzgeber bei der Definition des Steuersachverhaltes nicht bedacht hat.
Somit findet ein Wettbewerb der Systeme statt: Auf der einen Seite will der Staat jedes Steuerschlupfloch verhindern, indem er komplizierte Regeln erlässt – jedoch gerade die Komplexität erlaubt es immer wieder, Schlupflöcher zu finden, um die Steuerzahlung zu minimieren oder gar zu vermeiden. Denn auf der anderen Seite sitzen jede Menge kluge Köpfe der Wirtschaft, die dafür bezahlt werden, die Steuerlast legal dadurch zu verringern, daß Interpretationsfreiräume gesucht und gefunden werden.
War der Ansatz, die Steuerlast-Berechnung „auf einem Bierdeckel“ zu ermöglichen tatsächlich so verkehrt, daß er nicht umsetzbar ist?
September 2016
08/2016 – Politiker als Vorbild? Bitte nicht!
In der deutschen, in der europäischen und in der globalen Politik ist derzeit eine Menge los:
Der Brexit, das TTIP Zollabkommen, der IS, „Säuberungsaktionen“ in der Türkei, Trump und der US Wahlkampf, Amokläufe, steigende Kriminalitätsrate… und da der Staat nur hilflos reagiert, sinkt das Vertrauen der Bürger in die Politik und der dort (re)agierende Politiker. Es scheint so zu sein, daß man sich in der Ursachenforschung ergeht, daß man beschwichtigt, daß man gelobt, es besser zu machen…
Würde ein Unternehmen, – gleich wie groß oder klein – genauso geführt werden, wäre das Unternehmen ein Spielball des Wettbewerbs, wäre in kürzester Zeit insolvent und von der Bildfläche verschwunden. Daher gilt es, eine klare und kommunizierte Strategie zu haben, mutig Maßnahmen umzusetzen und pro-aktiv zu handeln. Nachahmer bleiben ex definition immer hinten dran, Zögerer verpassen Chancen und Unentschlossene wundern sich, daß sie überholt werden. Das heißt aber nicht, daß man als Unternehmer, als Manager die Augen vor dem Risiko verschließen sollte – man muss das Risiko kennen, einschätzen und permanent beobachten.
August 2016
07/2016 Kündigung
Gleich, ob ein Mitarbeiter gekündigt hat oder ihm gekündigt wurde, stets werden sofort Fragen gestellt, wie: Warum?, Wo geht er / sie hin?, Ist da etwas vorgefallen?, Geht er / sie freiwillig? – sofort gärt es in der Gerüchteküche…
Ein Mitarbeiter wird sich dann zur Kündigung entschließen, „wenn das Gras auf der anderen Seite des Zaunes grüner ist“, also er mehr Geld bekommt, eine größere Verantwortung angetragen bekommt, mehr Freiraum erhält, oder ganz einfach: die Reisezeit zur und von der Arbeitsstelle geringer wird… Hier kontert der Arbeitgeber meist mit Schlagworten, wie: Reisende soll man nicht aufhalten, Wer für Geld kommt, geht auch für Geld und – typisch für uns Deutsche – schüttet einen Sack voll Häme über den Mitarbeiter, der das Unternehmen verlässt. Besser wäre es, wenn das Unternehmen sich mit den Mitarbeitern permanent austauscht, die Gefühlslage eines jeden Mitarbeiters kennt und sich um die Weiterbildung und -entwicklung der Mitarbeiter kümmert.
Ein Unternehmen wird dann eine Kündigung aussprechen, wenn das Unternehmen mit den erbrachten Leistungen des Mitarbeiters nicht zufrieden ist, wenn der Mitarbeiter für eine „schlechte Stimmung“ sorgt, wenn die gestiegenen Leistungsanforderungen sprich die Erwartungshaltung nicht erfüllt werden. Hier gilt auch der Satz: Ausgewechselt wird nicht, weil ein Mitarbeiter „schlecht“ ist, sondern weil der derzeitige Stelleninhaber den jetzigen und künftigen Anforderungen nicht entspricht, also jemand anderes „besser“ ist. Also ist das keine Frage des Genders oder des Alters, sondern der erbrachten bzw. zu erbringenden Leistung.
Tatsache ist, daß ein Wechsel in der Belegschaft, im Management nicht immer etwas Negatives bedeutet. Nach dem Motto „Neue Besen kehren gut“ kann dies oft einen Neubeginn beinhalten, der für frischen Wind im Unternehmen sorgt.
Juli 2016
06/2016 Mainstream
Wodurch zeichnet sich die nächste Generation aus? Welches sind die Werte der next Generation? War früher tatsächlich alles besser? Ist eine Frauenquote sozial gerecht umsetzbar?
Derjenige, der Fragen stellt, scheint im Vorteil demjenigen gegenüber zu sein, der versucht, Antworten zu geben. Die Suche nach der „absoluten Wahrheit und Gerechtigkeit“ scheint inzwischen alle Bereiche des Lebens, der Wirtschaft, der Politik erreicht zu haben. Es ist zum Verzweifeln: Kaum wird eine Antwort vorsichtig und politisch korrekt definiert – schon wird die Antwort in Frage gestellt.
Um also nicht „anzuecken“, sucht man den Mainstream, kann sich so perfekt in der Masse verstecken, fällt nicht auf und ist somit nicht angreifbar.
Doch wer bestimmt, was eigentlich Mainstream ist – ist es eine temporäre Modeerscheinung oder ein wissenschaftlich abgesicherter Standpunkt? Heißt Mainstream die Verachtung einer individuellen Meinung oder bedeutet Mainstream der sichere Hafen, in dem man unangreifbar ist?
Es scheint so zu sein, daß der Mainstream die Individualität eines jeden Einzelnen vereinnahmt, die eckige und kantige Meinung abschleift, die Persönlichkeit des Einzelnen hin zu Angepasstheit mutieren lässt, „crowd“ hat recht und viele Meinungsträger können sich nicht irren…
Man sollte mal einen Blick in die deutsche Geschichte werfen!
Juni 2016
05/2016 – Unternehmenskultur
In Abwandlung des Wortes von Albert Einstein: „ Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“ könnten Unternehmen sagen: „Visionen sind wichtiger als Wissen…“.
Doch ist das nur die Hälfte der Wahrheit, da die meisten Unternehmen heutzutage über wohl-formulierte Visionen verfügen und diese auch veröffentlichen.
Die andere Hälfte der Wahrheit ist viel schwieriger: nämlich die Umsetzung und das tagtägliche Leben einer Vision. Dies gelingt nur, wenn die gelebte Unternehmenskultur die Umsetzung einer Vision erlaubt. Die Unternehmenskultur beginnt an der Spitze eines Unternehmens: Führung durch Vorbild! Die gelebte – ja fassbare – Unternehmenskultur ist das „Schmieröl“, damit ein Unternehmen funktioniert, damit die Mitarbeiter wissen, wie das Miteinander gelebt werden soll, damit das externe Netzwerk (die Kunden, die Lieferanten) wissen, was sie von der Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Unternehmen erwarten können.
Die Konsequenz: „Die gelebte Unternehmenskultur ist wichtiger als eine schriftlich definierte Vision, da bekanntermaßen die Umsetzung schwieriger ist, als die bloße Definition einer Zielvorgabe.”
Mai 2016
04/2016 – Soziale Netzwerke
Es ist schon schizophren: Einerseits werden die Netz-Teilnehmer mit privaten Informationen von „hippen Netzwerklern“ tagtäglich vollgestopft – andererseits beklagen sich die gleichen Netzwerkler darüber, daß diese Informationen systematisch gesammelt und zu Verhaltensmustern verknüpft werden, die letztlich dann in einem „gläsernen Menschen“ resultieren.
Wer ist nun böse? Diejenigen, die die Informationen der Öffentlichkeit preisgeben, oder diejenigen, die die veröffentlichten Informationen verarbeiten, weiterverwerten, oder ist es gar das „böse Netz“?
Das Netz ist in seiner Struktur klar definiert. Wer es benutzt, kann sich nicht auf eine Sonderbehandlung seiner ins Netz gestellten Informationen berufen: das ist wie ein Zug, der von A nach B fährt, wenn ich in den Zug einsteige, komme ich in B an.
Der Informationsgeber hat die Wahl, in den einen oder in den anderen Zug einzusteigen – oder überhaupt erst gar nicht den Zug zu benutzen. Steigt er in A ein, so kann er nicht erwarten, in C zu landen. Also muss er sich vorher überlegen, ob er überhaupt den Zug A benutzen möchte – mit der Konsequenz in B anzukommen. Somit hat der Informationsgeber die Wahl!
Der Informationsnutzer sitzt in A und wenn er den Zug in A benutzt, wird man unweigerlich in B ankommen. Also kann ich B nur dann vermeiden, wenn ich in einen anderen, also in einen „richtigen Zug“ einsteige.
Viele Netzteilnehmer scheinen in dem verkehrten Zug zu sitzen!
April 2016
03/2016 – Ursache und Wirkung
Das HANDELSBLATT wartete mit der Schlagzeile auf: “Minister warnen vor dem Ende der Stahlindustrie”. Der Wirtschaftsminister von Deutschland (im Schlepptau mit den Ministern von Frankreich, Italien, Großbritannien, Belgien und Luxemburg) wurde instrumentalisiert, gegen das Gebaren der Chinesischen Stahlindustrie Position zu beziehen.
Die Zeiten, da es Tausende von veralteten Hochöfen in China gab, sind längst Geschichte. China verfügt heutzutage über die modernsten Stahlwerke weltweit; allein sie produzieren – bis jetzt nur – “commodity Stahl”. Das wird sich jedoch in den nächsten 3 bis 5 Jahren verändern, da dann die Chinesen mit ihren modernen Stahlwerken auch alle Arten von Spezialstählen herstellen können werden. Und wer hat den Chinesen die modernsten Stahlwerke gebaut? Es waren Deutsche Unternehmen.
Und jetzt sollen es die Politiker richten, daß die Chinesen die europäische Stahlindustrie nicht angreifen?
Das ist doch so, als wenn die Süßwarenindustrie Kinder mit Zucker vollstopft und dann das Gesundheitsministerium sich darüber beklagt, daß die Kinder schlechte Zähne haben!
März 2016
02/2016 – Die Verakademisierung Deutschlands?
“Die Verakademisierung Deutschlands?”
Die Berufswahl eines jeden Bürgers ist – neben der Hochzeit – eine der wichtigsten Entscheidungen, die ein Jeder zu treffen hat. Diese Entscheidungen haben einen unmittelbaren und langfristigen Effekt auf das künftige Leben, auf die künftige Entwicklung, auf das Lebensglück.
Nun scheint die Bundesregierung wild entschlossen zu sein, einem jeden Bürger das Abitur zu verpassen – egal, ob er will oder nicht. Ein Leben ohne Abitur ist kaum vorstellbar… Und dann kommt das Studium und die Bundesregierung berichtet stolz von einer Zahl von fast 2,8 Millionen Studenten – natürlich sollte jeder studieren und die Anzahl der Studienfächer wächst überproportional – dies verbunden mit der “Qual der Wahl”.
Doch sind wir nicht dabei, blind in eine “akademische Sackgasse” zu laufen?
Wo gibt es noch ehrliche und gut ausgebildete Handwerker oder Facharbeiter? Sind diese mit einmal Menschen “2. Klasse”? Und ist jeder tatsächlich befähigt, einen erfolgreichen Berufsweg nach dem Studium einzuschlagen? Immerhin liegt die Abbrecherquote von Studenten bei mehr als 25%!
Oder ist demnächst ein erfolgreicher Stuidumabschluß die Eintrittskarte zu Hartz IV?
Glücklicherweise gibt es noch Bürger mit “2 rechten Händen”, die zufrieden in ihrem Beruf arbeiten und die oft mehr verdienen, als akademisch Ausgebildete, die mit hängenden Schultern ihren Beruf nachgehen…
Februar 2016
01/2016 – Kundentreue – Lieferantentreue
Es ist sicherlich ein Fehler (insbesondere von der älteren Generation), einen verträumt – verklärten Blick in die Vergangenheit zu werfen: Meist fangen diese vergangenheitsorientierten Hinweise mit der Vokabel: “Früher” an.
Ist man jedoch fair und ausbalanciert, dann ist ein Blick in die Vergangenheit garnicht so schlecht:
Früher wurde die Kundentreue belohnt – und der “alte” Kunde wurde hofiert, genoß automatisch Vorteile und stand eindeutig im Fokus des Unternehmens.
Heutzutage wird diese Kundengattung als “Bestandskunde” abgestempelt, den man ja als Kunden bereits schon gewonnen hat und der Unternehmensfokus liegt jetzt vielmehr auf den “Neukunden”. Dies führt – insbesondere im Telekommunikationsbereich – zu Konsequenzen, daß dem neuen Kunden bessere Konditionen eingeräumt werden, als dem alten Kunden – dies bedingt, daß der alte Kunde den bestehenden Vertrag erst kündigen muss, um in den Genuß eines besseren Angebotes zu kommen.
Die Anzahl der Bestandskunden sinkt und die Anzahl der Neukunden steigt – verbunden mit dem Risiko, daß der Kunde den Anbieter wechselt.
Ist das sinnvoll?
Januar 2016